Konzertreview: Bob Dylan in Salzburg 11.06.08
13. August 2008 von Eric
Die Vorgaben: Jack Frost, ein verzweifelt drakonisch vollzogenes Foto- und Kameraverbot und eine akustisch gesehen suboptimale Halle.
Dass dieser Mix durchaus ein ansprechendes Konzerterlebnis ergibt sollte nicht zur Diskussion stehen. Der geneigte Musikliebhaber darf nur nicht zu sehr den alten Zeiten anhaften, muss offen für etwas Neues und Rockiges, ganz im Sinne des Titels des neuen Albums „Modern Times“, sein. Dann aber offenbart sich ihm das Dylan typische Musikerlebnis, und der Musikfreund weiß schließlich ohnedies dass kein Konzert dem anderen gleicht.
Um es gleich vorweg zu erwähnen: Vorliegender Artikel stellt kein übliches sachliches Konzertreview dar, dies ist mir leider angesichts der großen Verärgerung über den Veranstalter nicht möglich. Ich würde jederzeit erneut eine Karte kaufen, sofern das Konzert nicht mehr in der Salzburg Arena stattfindet. Doch lest selbst..
Etwas dass ich an Dylan immer wieder bewundere ist seine Toleranz gegenüber, im Prinzip, suboptimalen Hallen. Gastierte er etwa 2003 in der gemütlichen, weil kleinen, aber akustisch miserablen Grazer Eishalle, so wurde diesmal die Salzburg Arena Schauplatz des Geschehens. So schummelig als 2003 in Graz ging es diesmal leider nicht zu. So erweckte es den Eindruck als sei jeder Quadratzentimeter der Halle mit einem Sessel vollgestopft worden, ganz so als müsse man die Halle auf Biegen und Brechen ausnutzen.
People are crazy and times are strange
Das Personal ging mir gehörig gegen den Strich, und trug dazu bei dass das eigentlich einzigartige Konzerterlebnis massiv getrübt wurde. Am Eingang wurde ich bereits von einer netten Dame empfangen, welche meine Tasche nach einem Fotoapparat durchsuchen wollte. Schließlich „wolle es der Künstler so.“ Na gut sag ich ein wenig verärgert so zu mir selbst, schlepp ich den Knipser eben wieder zurück ins Auto. Mit einem aufgesetzten Lächeln husche ich an der nun offenbar zufriedengestellten Dame vorbei, während ich mir in Erinnerung rufe dass mein Handy eine Kamerafunktion hat. 😉
Wie Eingangs erwähnt fand man eine bis obenhin vollgestopfte Halle vor, es lebe das Marketing. Lieber Bob, das hast du doch eigentlich gar nicht nötig. Ein älterer Herr hatte es nicht so gut erwischt, er hatte nur einen seitlichen Platz ergattern können, welcher sich ganz unten auf der rechten Tribüne befand. Fast erregte sein trauriger Blick mein Mitleid, denn sein mickriger Platz mit Blick zu den Stehplätzen kostete sicher eine unadäquate Summe Geld.
Any minute now I’m expecting all hell to break loose
Als das Konzert endlich begann war ich fast schon ein wenig erleichtert. 2003 hatte ich Dylan zuletzt in der Eishalle besucht, nun sollte es wieder soweit sein. Die Erleichterung schlug jedoch, angesichts des bereits zu Beginn einsetzenden „Stage Rushs“, schnell in Ernüchterung um. Die Massen stürmten nach vorne, das Team der Salzburg Arena war sichtlich überfordert. Das zugewiesene Sicherheitspersonal wurde schlicht von der Masse überrannt. Eine Frau versuchte gar dem guten Bob Blumen auf die Bühne zu werfen. Ein derartiger Fanatismus und eine derartige Hysterie ist an einem Dylan Konzert mit Sicherheit unangebracht und sorgte sicherlich nicht nur bei mir für ein flaues Gefühl in der Magengegend.
I’m locked in tight, I’m out of range
Der nun teuer bezahlte Sitzplatz war für die Katz, denn man sah absolut nichts mehr, so man denn auf dem Sessel kleben blieb. Es half also nichts, angesichts der offenbar eingetretenen Massenhysterie musste ich mich aufraffen um überhaupt etwas vom Konzert zu sehen. Ach übrigens, vielen Dank für die Verrechnung des teuren Sitzplatzes. Aber kommen wir nun kurz zum Konzert selbst, bevor das hier ausartet. 😉
I used to care, but things have changed
Der Name des zuletzt veröffentlichten Albums „Modern Times“ wurde Programm und drückte dem Konzert seinen musikalischen Stempel selbst in älteren Songs unmissverständlich auf. So wurde etwa „It´s Alright Ma (I´m Only Bleeding)“ zu einer ins Ohr gehenden Rocknummer umstilisiert. Wer sich an den rockigeren Tönen nicht störte, erlebte eine Dylan typische, wie immer mit Überraschungen gespickte, musikalische Irrfahrt.
Als mein zweiter Konzertbesuch bei Robert Zimmerman zu Ende ging, war ich fast ein wenig traurig. Zu gut war das Konzert um durch das unfähige Team der Salzburg Arena derart verschandelt zu werden. Glaubt mir, selten habe ich so ein Ausmaß an Desorganisation erlebt wie an diesem Konzert.
Ich hoffe nur dass, sollte sich Bob Dylan entscheiden nochmals in Österreich aufzutreten, die Salzburg Arena nicht mehr als Veranstaltungsdomizil ausgewählt wird.
Damit ihr euch einen kleinen Eindruck machen könnt gibt es hier einige Schnappschüsse vom Konzert:
Die Setlist sowie ein Review des Konzertes gibt es wie üblich auf Bobs Links. Einen Bericht des Konzertes kann man in den Salzburger Nachrichten lesen.