SMS und Co. – Gibt unsere Jugend ein Stück Realität ab?
2. September 2008 von Eric
Sicherlich kennt auch ihr die alten Zeiten in denen man noch zum größten Teil Brief Freundschaften pflegte. Eine Zeit in der man sich noch Gedanken über das verfasste Schreiben machte. Eine Zeit ohne SMS und Co. Eine Zeit in der Auslandstelefonate sündhaft teuer waren und man auch schon allein daher auf die Schriftform zurückgriff. Damals gab es weder Skype noch andere Voice Over IP Anbieter.
In eben jener geschilderten Zeit war sogar der bloße Login in das Internet gesondert zu bezahlen.
Es ist etwas dass ich in unserer Zeit vermisse, ein Mißstand der modernen Zeit könnte man sagen. Heute muss alles schnell gehen. Mal hier eine SMS, da eine E-Mail, dann dort schnell den StudiVZ Kollegen etwas auf die Pinnwand gekritzelt etc. „Habe mich verspätet“ „Ich liebe dich“ und so weiter gibts als vorgefertigten Textblock, als sterile SMS Vorlage in jedem handelsüblichen Telefon. Während ich diese Hektik im Berufsleben durchaus nachvollziehen kann, hat sie leider mittlerweile auch unser Privatleben erfasst.
Und dennoch: Briefe sind etwas Besonderes, etwas das der moderne Kram nicht zu ersetzen vermag. So habe ich alle Briefe von damals noch heute, während ich SMS Nachrichten wohl beim Telefonwechsel verlieren werde. Papier ist bekanntlich geduldig, Briefe sind etwas für die Ewigkeit. Sie sind ein Stück Jugend das man sich aufbewahren kann. Etwas das unserer Jugend, durch das Überangebot an alternativen und schnelleren Möglichkeiten, immer schwerer gemacht wird. Heutzutage buhlen die Anbieter um das günstigste Angebot im Telekommunikationsbereich, wer ist der Gewinner?
Und daher frage ich mich ob unsere Jugend nicht ein Stück Realität zu Gunsten gewinnorientierter Konzerne abgegeben hat. Wieso spreche ich von Realität? Ist eine SMS nicht real? Doch, allerdings haben Kurznachrichten eines nicht: Eine Seele. Realität bedeutet für mich dass ich die Intentionen hinter einem Schreiben herauslesen kann, und nicht irgendein 0815 Geschreibsel alla „Bin gerade einkaufen“ vor den Latz geknallt bekomme.
Ein Brief ist etwas mit dem wir auch unsere Persönlichkeit definieren. Und dass in einer Kurznachricht im Telegrammstil weniger Gedanken stecken, als in einem durchdacht verfassten Schreiben ist nicht zu bestreiten. Damit will ich die Nützlichkeit von Kurznachrichten keineswegs negieren, gab es doch vorallem auch schon früher Telegramme. Allerdings fristet das Verfassen von Briefen dadurch ein Nischendasein. Wer greift heute noch wirklich darauf zurück? Ich nehme mich hier keineswegs aus, denn ich nutze auch zum größten Teil moderne Medien. Dennoch fehlt etwas.
Dies ist auch einer der Gründe weswegen ich Blogs für eine gute Neuerung im Internet halte. Das Feuer des damals so gepflegten Schrifttums der alten Garde scheint phasenweise wieder ein bisschen aufzuflackern. 😉