Produktaktivierung – Wie man ein Spiel vor Käufern schützt
30. Oktober 2008 von Eric
Sehr kritisch betrachte ich den unter manchen Herstellern einsetzenden Trend der Onlineaktivierung ihrer Produkte. Käufer sollen nach diesem Schema nicht mehr unbeschränkt ihr Nutzungsrecht ausüben dürfen, sondern müssen nach einer bestimmten Anzahl von freien Aktivierungen (meist zwischen 3-5) beim Hersteller Rücksprache halten, wenn sie ihr Produkt erneut nutzen möchten.
Vorreiter dieser Spitzenidee war wohl 2kGames mit ihrem gehypten Produkt Bioshock. Weil viele Käufer aber unbeeindruckt dennoch den Hersteller unterstützten zogen bald auch EA (Spore, Command&Conquer Red Alert 3, Dead Space), UbiSoft (Far Cry 2) und sogar Bioware (Mass Effect) nach.
Gerade bei Bioware schmerzt es doch ein wenig, hatte ich diese Spielschmiede doch bislang als sehr positiv in Erinnerung. Mit diesem Konzept werde ich ein möglicherweise erscheinendes Star Wars – Knights Of The Old Republic 3 nicht mehr kaufen, und das obwohl ich die ersten beiden Teile Original hier liegen habe.
Die Hersteller bewerben das neue Aktivierungsschema damit dass nun keine CD mehr für den Spielstart benötigt werde. Dies ist jedoch ein Nullargument, denn mit Daemon Tools gibt es schon längst eine legale Möglichkeit eine lokale ISO Datei eines Spieles auf der Festplatte abzulegen.
Produktaktivierung dämmt die Piraterie nicht ein
Schützt die eingesetzte Produktaktivierung vor Piraterie? Ganz klar, nein. Spore wurde vor offiziellem Verkaufsstart im Internet veröffentlich, ähnlich verhielt es sich mit dem neuen Command&Conquer Red Alert 3 und Dead Space. Auch Far Cry 2, Mass Effect und Bioshock werden kostenlos im Internet verteilt. Die sog. gecrackten Versionen haben den Vorteil ohne jegliche Aktivierung unbegrenzt zu laufen, während ehrliche Käufer sich mit Aktivierungsprozedere herumschlagen müssen.
Piraterie als Aufhänger
Man kann sich jetzt natürlich die Frage stellen weswegen die Hersteller immer noch auf die Aktivierung setzen, wo doch offensichtlich sein sollte dass die Piraterie damit nicht eingedämmt wird. Dies legt den Schluß nahe dass die Piraterie als Aufhänger für ein ganz anderes Motiv gilt, dem Second Hand Verkauf. Ich bin der Meinung dass die Hersteller den Verkauf von Originalsoftware bei Ebay & Co, und damit ein offizielles Recht des Käufers, beschneiden wollen. Ein möglicherweise interessierter Second Hand Käufer wird sich somit wohl eher nach einer Originalversion umsehen, und nicht eine gebrauchte Kopie kaufen wo er unsicher sein muss wieviele Aktivierungen noch vorhanden sind.
Kunden wehren sich
Soweit zur theoretischen Idee, allerdings bescheinige ich der Produktaktivierung keine allzu rosige Zukunft.
Auf Amazon wird beispielsweise jedes Spiel mit Produktaktivierung von den Kunden demonstrativ nach unten gewertet, sehr viele verzichten verständlicherweise komplett auf den Kauf. In vielen Herstellerforen, wie zum Beispiel im EA Forum, ist die Aufregung groß. Im EA Forum kam es sogar zum Eklat, als ein Forumsmoderator einem Spieler ein Hausverbot und eine Sperre des gekauften Spiels androhte, wenn er sich weiter über die Produktaktivierung unterhalte.
Sein Zitat:
Über SecuROM wurde bereits ausgiebig diskutiert und meist endeten diese Unterhaltungen im Streit. Wenn ihr über DRM reden wollt, dann nutzt bitte ein anderes Fanseiten-Forum. Wenn es diesbezüglich irgendwelche Änderungen gibt, lest ihr es auf der offiziellen Seite. Bitte unterhaltet euch nicht weiter darüber, ansonsten riskiert ihr, dass wir euch bannen, was dazu führt, dass ihr euch eine neue Spore-Version kaufen müsst.
Ich denke nun muß sich niemand mehr wundern wenn man entweder auf das Produkt komplett verzichtet, oder zu einer Raubkopie greift. Ein dermaßen anmaßender Ton Kunden gegenüber ist durch nichts zu rechtfertigen. Mit dem eingesetzten Produktschema ist EA in der Lage einen Spieler von der Nutzung des legal erworbenen Produktes auszuschließen, was zum Nachdenken anregen sollte.
Falls man nicht alles durch die rosarote Brille sieht, muss klar sein dass man auf den Kauf der erwähnten Produkte verzichten sollte, solange sich die Hersteller nicht besinnen. Leider ist es so dass die meisten der genannten Produkte keine Nischenmarken sind, weswegen zu erwarten ist dass viele das Produkt kaufen ohne zuvor überhaupt über die eingesetzten Methoden bescheid zu wissen.
Hallo,
Ich hab da eine Frage zu diesem Thema:
Wenn der Kunde seine Kopie nur etwa 5x freischalten kann und dafür 60 € oder mehr gezahlt hat, muss da nicht der Hersteller das in den Lizenzbedingungen festlegen, die man vor der Installation (sowieso nie) liest, oder ist das eine neue Art von illegaler Abzocke? Wenn ich mir ein Spiel kaufe, von dem ich weiss, dass ich es 5x installieren kann, bevor es Probleme gibt, habe ich doch das Recht darüber, am besten noch vor dem Kauf, informiert zu werden, zb. durch eine Aufschrift auf der Packung.
Ich habe mir ja schon seit Jahren kein Spiel mehr gekauft, da ich mir lieber Longplays von Spielen ansehe, die mich interessieren, anstatt Tagelang davor zu sitzen und Zeit meines Lebens für etwas zu investieren, von dem ich am Ende nichtmal begeistert bin. (Ich interessiere mich ohnehin nur für die Story der Spiele: Inhalt vor Verpackung;) )
Hallo Kinerdar,
Das Thema ist wohl nicht unumstritten, denn in Amerika bereitet man wohl gerade Sammelklagen gegen EA vor. Streitpunkt ist hier Securom an sich, denn die Treiber sind auch aktiv wenn das Spiel nicht läuft. Was daraus wird, wird sich zeigen. Auf der Spielepackung ist glaub ich lediglich vermerkt dass zum Aktivieren eine Online Verbindung notwendig ist.
Es ist es ja so dass du das Spiel theoretisch auch nach 5 Installationen weiternutzen kannst, das Problem ist nur dass du dich, so wie ich es verstehe, bei EA melden und um eine neuerliche Aktivierung fragen musst. Ich halte das für absoluten Schwachsinn, denn wer macht sich wg. eines 50 Euro Spiels die Mühe eine kostenpflichtige Hotline anzurufen. Zum Anderen sehe ich ein Problem im Privatverkauf des Spiels, der ja dadurch massiv eingedämmt wird. Ich denke dass ist das eigentliche Ziel dieses Schemas, denn Raubkopien verhindert diese Variante nicht.
Was wäre das für eine Welt, in der die Leute solche Konzerne einfach boykottieren könnten und keine Spiele mehr von denen kaufen. Gibt genug andere Sachen zum spielen, für die weniger Werbung gemacht wird. Der Spielemarkt ist ja nicht gerade klein und sieht man sich in 10€-Regalen um, entdeckt man unter dem ganzen Müll doch noch Schätze.
Aber es musste ja mal soweit kommen. Mir scheint es so, als ob die Marktforschung mittlerweile größer ist als der Markt. Ich glaub ich richte auf meiner Seite einen Countdown bis zum Crash ein~.
Das Adventuregenre ist gottlob von diesen DRM lastigen Ausgeburten eines Kopierschutzes großteils verschont geblieben. Gut, Securom gibts da auch, aber keine Onlineaktivierung. Meine letzten beiden gekauften Spiele, Edna Bricht Aus und Culpa Innata, hatten übrigens beide gar keinen Kopierschutz, was ich sehr begrüße.
Auf diesen Onlineaktivierungskram verzichte ich freiwillig, bin eh nicht so der Zocker. Und wenn dann neige ich sowieso dazu eher kleine Firmen zu unterstützen.