Darf Kunst alles? – GRAS Podiumsdiskussion
19. Dezember 2008 von Eric
Ob Kunst alles darf oder ob für sie auch die Grenzen der Moral und Ethik in bestimmten Aspekten schlagend werden soll, diesem Thema widmeten sich die Grünen Alternativen Studierenden Klagenfurt (GRAS) in einer am 11. Dezember angesetzten Podimsdiskussion anlässlich des abgesagten Auftritts von Stermann und Grissemann.
Angesichts dieser Debatte, die ich, leider nur als geschnittene Version, in diesem Artikel einfügen kann, möchte ich auch persönlich nochmals über den sich stets im Wandel der Zeit befindlichen Kunstbegriff reflektieren.
1.0 Definition von Kunst
Am Anfang muss natürlich die Frage stehen ob der Auftritt von Stermann und Grissemann überhaupt als Kunst definierbar sein kann. Es muss klar sein dass diese Frage nur subjektiv und keineswegs objektiv erschöpfend beantwortet werden kann, stellt man sich doch schon seit dem 18. Jahrhundert die Frage welche Werke nun als Kunst zu würdigen sind und welche nicht, was mithin Kunst ist und was eben gerade nicht.
Der amerikanische Maler Ad Reinhardt beispielsweise führte den Begriff ad absurdum indem er meinte „Kunst ist Kunst, und alles Andere ist alles Andere“. Man solle also die Kunst als eigenständig erachten und nicht mit gesellschaftlichen Werten wie Ethik oder Moral vermengen, gleichsam auch nicht versuchen sie zu definieren sondern zu hinterfragen wofür sie gut ist und was sie bewirken kann.
1.1 Etymologie
Auch über die historische Linguistik lässt sich nichts Brauchbares zur Frage der Definition von Kunst gewinnen. Ursprünglich entwickelte sich das Wort aus der Kunstfertigkeit (artes). Das 19. Jahrhundert definierte mit Künsten jene Bereiche welche wir heute mit Berufen, welche eine gewisse Fachausbildung zu ihrer Ausübung bedingen, bezeichnen. Handwerk galt als mechanische Kunst. Die Kunstfertigkeit widerrum leitet sich von Kenntnis und Wissen ab
1.2 Der heutige Kunstbegriff
In unserer Zeit kann man Kunst als Ausdruck menschlicher Kultur verstehen. Als jedwede Tätigkeit also die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung oder Intuition gegründet ist. Der Kunstbegriff geht einher mit Rechtsstaatlichkeit, so ist die Kunstfreiheit natürlich auch in Österreich gemäß Art. 17a StGG geschützt.
Was Kunst aber womöglich auch so schwer definierbar macht ist ihre Vielseitigkeit. Bildende Kunst, Literatur, Darstellende Kunst, Kunst in der Musik und so weiter. Angesichts dieser Vielfalt muss klar sein dass ich in diesem Artikel nur meinen eigenen, ganz persönlichen, Kunstbegriff deklarieren kann, so wie ich ihn hier und jetzt sehe. Eine gewisse Subjektivität sei mir hier also erlaubt.
2.0 War der Stermann und Grissemann Beitrag Kunst?
Ich persönlich sehe Kunst zwar auch als Ausfluss menschlicher Kultur, welche sich im steten Wandel der Zeit befindet, hafte ihr jedoch auch ihre Grenzen der Ethik und Moral, besonders bei Traueranlässen, an. Kunst und vorallem der Kunstbegriff ist für mich auch immer ein Spiegel der jeweiligen Gesellschaft, denn die Vergangenheit lehrt dass jede Zeit ihre Kunst relativ eigenständig definierte. Kunst kann also auch aufzeigen was von den Menschen noch toleriert wird und was nicht. Daher ist es meines Erachtens auch wichtig und legitim seine Meinung dazu kundzutun.
Was vor 10 Jahren noch moralisch verwerflich war, ist heute gesellschaftlich weitgehend akzeptiert. Mithin erfährt auch die Kunst heutzutage weniger Gegenwind als dies noch vor einigen Jahren bei gleichen Konzepten der Fall gewesen wäre, eine Entwicklung, die ich im Übrigen doch bedenklich finde. Langsam nämlich scheinen unsere Moralvorstellungen, die uns von unseren Eltern noch mit Voraussicht mit auf den Weg gegeben wurden, mehr und mehr abzustumpfen ohne dass uns dies bewusst wird. Etwas wie Pietät, Zusammenhalt oder Anstand scheint in unserer schnellebigen Zeit immer mehr ins Hintertreffen zu geraten.
Beispielsweise scheint es dem Bildhauer Peter Lenk in Bodman-Ludwigshafen am Bodensee mit seinem Kunstwerk zu gelingen für Entrüstung und Empörung zu sorgen. Das Kunstwerk, das ein 10 mal 4 Meter großes Relief der deutschen Politiker Merkel, Stoiber und Westerwelle nackt und in sexuell eindeutigen Posen zeigt, könnte für uns in 5 bis 10 Jahren schon völlig normal sein.
Kommen wir aber zurück zu besagtem Auftritt. Ich würde soweit gehen und dem Stermann und Grissemann Auftritt ihre Kunstdefinition zur Gänze absprechen. Die Gründe hiefür möchte ich im Folgenden erläutern:
2.1 Keine Kunst
Für mich bedingt Kunst auch immer ein gewisses Können, etwa bei Satire eine gewisse Kenntnis des subtilen Umganges mit der Sprache. Als Ziel einer Satire verstehe ich die Kritik an der Gesellschaft und das Aufzeigen von Mißständen um die Menschen zum Denken anzuregen. Wenn sich jetzt jemand hinstellt und einen Trauernden mimt und ihn lächerlich überzeichnet darstellt, dann ist das für mich kein Ausfluss von Kunst. Welche besondere Bildung, welchen besonderen Umgang mit der Sprache bedingt es denn jemanden plump und sprichwörtlich mit der Holzhammermethode ins Lächerliche zu ziehen?
Vielmehr verhöhnt der S/G Auftritt die große Anzahl an Trauernden, vorallem aber natürlich die nahen Angehörigen. Er ist vielmehr verletzend und pietätlos als provokativ. Der Auftritt verfehlt sein Ziel als Kunst, nämlich Mißstände aufzuzeigen. Die Trauernden können nichts für diese mediale Inszenierung, das BZÖ hat diese mediale Inszenierung ebenso nicht geschaffen. Es waren vielmehr die Menschen selbst die von sich aus nach Lambichl kamen und Kerzen anzündeten, oder sich ins Kondolenzbuch von Herrn Doktor Haider eingetragen haben. Wem will man hier einen berechtigten Vorwurf machen?
Selbst wenn man aber in der Absage des Auftritts einen Eingriff in die Kunstfreiheit sehen will, so muss ich ganz klar sagen dass die Freiheit des Einen, auch jener der Kunst, dort endet wo in die Freiheit des Anderen auf pietätlose und unbegründete Weise eingegriffen wird. In diesem Fall wiegt, vorallem zu diesem Zeitpunkt, das Schutzinteresse an dem ungestörtem Trauerbedürfnis der nahen Angehörigen mit Sicherheit schwerer, als das eines Veranstalters an einer Inszenierung eines, selbst aus einer künstlerischer Sichtweise heraus, relativ wertlosen Beitrages.
Anbei möchte ich noch die beiden Videos einer zwar durchwegs interessanten, jedoch viel zu einseitig geführten, Diskussion anfügen.
hey du!
echt traurig was manche auf kosten anderer veranstaltn,leida is die gesellschaft heutzutage so drauf.die denkn doch gar net nach was damit bewirken können………menschen die an sowas seelisch kaputt gehen!!!!!!!!! leidtragende sind natürlich die familienangehörigen,echt a armutszeugnis für bestimmte personen.aber wehe bei ihnen würd wer sowas machen was glaubst was dann los is?!……wünsch da nu a scheans weekend
lg lena und lisa