Über Kreuzzüge und Krokodile – Die EU Wahl 2009
29. Mai 2009 von Eric
Er rückt immer näher, der 7. Juni, der Tag X der EU Wahl 2009. Damit es im Parteigeplänkel nicht langweilig wird, wird auch diesmal mit verbalen Konfrontationen zwischen den Parteien nicht gespart. Kräftig ausgeteilt wird von allen Seiten, allen voran natürlich ist die FPÖ im Gespräch.
Dieser Artikel soll nicht, wie in so vielen Blogs, moralisch den Zeigefinger gegen einzelne Parteien erheben, sondern vielmehr die geschehenen Ereignisse zusammenfassen. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nie jemand war der mit dem Strom der Vorurteile mitzieht, vielmehr ist es mir lieber wenn sich jeder seine eigene Meinung bilden kann.
Es sind immer noch ein paar Tage bis zum Wahltag, aber schon überschlagen sich die Ereignisse förmlich. Da echauffieren sich selbsternannte Gutmenschen über den populistisch inszenierten „Kreuzzug“ Straches, oder über Kickls bekannt provokante Plakatslogans, ja, selbst Patenschaften für Krokodile werden übernommen, Tiere die „eine große Pappn und ein kleines Hirn“ haben, wie der SPÖ Abgeordnete Christian Faul zu berichten weiß. Schließlich sei der BZÖ Abgeordnete Gerald Grosz dies für ihn im Sternzeichen, eine Similarität zum Bewohner der Tropen mit der für Handtaschen sehr beliebten Haut sei nicht von der Hand zu weisen.
In der ÖVP hat man vermeintlich auch herausgefunden wofür das A-Team der SPÖ steht, nämlich für „Aal Team“. Biegsam und glatt, ohne Rückgrat und glitschig sei es und im Sumpf beheimatet. Für Feymann sei Strache ja sowieso ein Hassprediger, dieser wiederrum bezeichnete ihn als Rumpelstilzchen. Und überhaupt, wie kann sich Ewald Stadler anmaßen sich auf den Plakaten als Volksanwalt zu bezeichnen, obwohl er dieses Amt nicht mehr bekleidet? Ist doch wirklich unerhört, dafür kassierte dieser prompt eine Klage der Volksanwaltschaft.
Aber nicht nur innerparteilich werden alle Register gezogen, Martin Graf, der gewählte 3. Nationalratspräsident ist der Meinung der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wiens, Ariel Muzicant könne glatt der Ziehvater des Linksextremismus sein. Ein Zitat das an den grünen Abgeordneten Peter Pilz erinnert, welcher damals Jörg Haider als „Ziehvater des Rechtsextremismus bezeichnete“, wogegen sich dieser erfolglos zu wehren versuchte.
Die Betroffenheit Muzicants verwundert doch etwas, geht doch selbiger seinerseits auch nicht gerade zimperlich mit der FPÖ um. Immerhin wird seine Seite „Kellernazis in der FPÖ“ immer noch betrieben. Auf Muzicants Seite werden einzelne FPÖ Funktionäre als „Kellernazis“ diffamiert. Auch verglich er den FPÖ Abgeordneten und Wahlkampfverantwortlichen Herbert Kickl mit Goebbels, ein Vergleich welchen er im Ö1 Mittagsjournal zu verharmlosen suchte.
Neben dem harmlosen EU Rap von HC Strache, sorgte die FPÖ vorallem durch die an Jungwähler verschickten HC Strache Comics für Aufregung. Einige Leute sind der Meinung in diesen Comics Zeichen entdeckt zu haben, die an SS Runen erinnern sollen.
Wie zu erwarten schwappte die Protestwelle gegen die FPÖ, insbesondere auch gegen Graf, selbst auf das Internet über. Es bilden sich gar Petitionen gegen Graf und die FPÖ. Petitionen die freilich relativ sinnfrei sind, zumal die Causa Graf bereits vom Tisch ist.
Zum Graf/Muzicant Geplänkel kann ich jedoch nur Folgendes sagen:
Schießt sie doch am Besten beide auf den Mond!
Nein, ganz im Ernst, die Äußerungen von Graf sowie auch die Provokationen von Muzicant sind für Österreich untragbar. Es ist für mich unbestreitbar dass es solche Äußerungen sind, die den Mob auf der Straße immer wieder zu Gewalttaten anstiften und das Problem der zunehmenden Radikalisierung fördern. Aber nicht nur gewisse Personen, vorallem auch bestimmte Medien, tragen für mich eine Mitschuld. Allen voran muss hier der Standard genannt werden, dessen Journalist Gerfried Sperl jüngst eine Behauptung, man habe bei einem Liederabend der Burschenschaft „Olympia“ ein rassistisches Lied gesungen, als unwahr widerrufen musste.
Denkt daran, Gewalt ist keine Lösung. Jemand der nicht fähig oder nicht bereit für einen konstruktiven Dialog ist, hat in unserer Gesellschaft nichts verloren, ganz egal welche politische Gesinnung er vertritt. Politische Beschönigungen finden sich auf beiden Seiten, man sollte sich nicht zu sehr irritieren lassen und sich ausgiebig informieren. Natürlich wird man in keinem Medium einen 100% objektiven Beitrag finden können, daher sollte man selbst aufgerufen sein, sich seine Meinung zu bilden.
Noch nicht sicher welche Partei man am Besten wählen soll? Ein Blick auf den EU Profiler, bzw. auf Wahlkabine könnte die Entscheidung erleichtern.