Guttenberg und die Folgen
8. Oktober 2012 von Eric
Die Plagiatsaffäre Guttenberg war nicht nur für den Autor der deutlich missglückten Dissertation höchst unangenehm, sondern auch für den Doktorvater und die Gutachter. Nicht nur die Frage, wie ihnen eine solche Anhäufung von Plagiaten entgehen konnte, steht dabei im Raum. Selbst wer es für verzeihlich hält, dass diese Plagiate angesichts der unüberschaubaren Vielfalt veröffentlichter Texte unbemerkt blieben, fragt sich unwillkürlich: Wie kann eine Sammlung von Texten, die teilweise aus Tageszeitungen stammen, eine wissenschaftliche Leistung darstellen, die mit summa cum laude benotet wird? Studierenden mag diese Bloßstellung der Professoren zunächst recht egal sein, aber sie hat unmittelbare Folgen. Gutachter von Prüfungsarbeiten und Dissertationen sind vorsichtig geworden, sie möchten sich eine solche öffentliche Blamage ersparen. In ihrem Bestreben, alles aufzudecken beziehungsweise zu unterbinden, was irgendwie nach Ghostwriter, Plagiat oder einer anderen Form von Betrug aussehen könnte, schießen sie bisweilen über das Ziel hinaus. Der teilweise intensive Gebrauch automatischer Plagiatsprüfungen ohne einen Anfangsverdacht ist ein Beispiel dafür.
Automatische Plagiatsprüfungen und ihre Tücken
Um ein bekanntes Zitat zu bemühen: Es gibt Themen, zu denen schon alles gesagt wurde, nur noch nicht von jedem. Was soll der Philosophiestudent zu Immanuel Kant schreiben, was inhaltlich noch nie geschrieben wurde? Was der BWL-Student zum Thema Personalgewinnung? Die Grenzen zum inhaltlichen Plagiat sind fließend. Kommen dann noch zufällige wörtliche Übernahmen hinzu, ist ein Verdacht in der Welt, der nur schwer wieder auszuräumen ist. Angesichts der immensen Zahl von Veröffentlichungen ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich auch exakte Wortfolgen wiederholen. Fünf oder sechs Wörter reichen, damit eine automatische
Plagiatsprüfung Alarm schlägt. Seit die Universitäten solche automatischen Prüfprogramme einsetzen, herrscht offenbar eine allgemeine Verunsicherung unter den Studierenden. Viele unterziehen ihre Arbeit vorab einer solchen Plagiatsprüfung und geben dafür sogar Geld aus, obwohl sie meist sauber gearbeitet haben. Plagiatsprüfungen sind zu einem Markt geworden. Relativ geschickt nutzt das die Ghostwriter Agentur Acad Write aus, die auf ihrer Website unter http://www.acad-write.com/plagiatspruefung/ eine solche Prüfung kostenlos anbietet. Offenbar verfügt man dort über einen entsprechenden Marketingetat, denn umsonst könnten auch sie diesen kostenpflichtigen Dienst ansonsten nicht anbieten. Man weiß nicht recht, ob man dem edlen Spender wirklich danken soll. Aber eines weiß man ganz genau: Es wird den Unis nicht gefallen, dass die Angst vor automatischen Plagiatsprüfungen Studenten ausgerechnet auf diese Seite lotsen.
Don’t Panic!
Das ist die wichtigste Regel für alle, die eine solche Plagiatsprüfung nutzen. Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis immer niederschmetternd aus, weil unzählige verdächtige Textstellen angezeigt werden. Auf den zweiten Blick sieht die Welt aber schon erheblich freundlicher aus. Plagiatsprüfungen erkennen nicht, ob eine Quelle ordnungsgemäß zitiert wurde und zeigen daher jedes Zitat als plagiatsverdächtig an. Es erfordert einige Zeit, sämtliche angezeigten Treffer daraufhin zu überprüfen, ob es sich wirklich um ein Plagiat handelt. Aber wenn dabei auch nur ein vergessenes Anführungszeichen oder eine vergessene Quellenangabe entdeckt wird, hat sich der Aufwand gelohnt. Prüfer und Gutachter reagieren heute sehr allergisch auf solche Nachlässigkeiten!
Ich hab so Panik, wegen meiner Diplomarbeit…. ich werde auf jeden Fall eine Plagiatsprüfung durchführen lassen. Gsd bei uns in der Uni kostenlos. Aber ob die sooo gut ist….fraglich…